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Von Marx zu Mohammed (Usbekistan)

Usbekistan, 1993

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, bahnen sich ethnische Flurbereinigungen, wie in Ex-Jugoslawien, auch in den fünf mittelasiatischen Republiken an, die sich vom Kaspischen Meer bis an die chinesische Grenze erstrecken. Moskau hatte verordnet: ihr seid sowjetische Staatsbürger, vergeßt eure Herkunft, eure Religion, die Partei ist eure Heimat. Jetzt ist dieser ideologische Überbau verschwunden, die Staaten sind unabhängig, und die Menschen fragen sich: wer sind wir, wo kommen wir her, was verbindet uns, woran glauben wir eigentlich?
In Tadschikistan hat diese Identitätskrise bereits zu blutigen Auseinandersetzungen geführt. Um ähnliche Konflikte zu vermeiden, ergreift die usbekische Regierung unorthodoxe Maßnahmen. Experimentierfeld sind die Schulen, die Kinder. Anstatt wie üblich, die Amtssprache zur Unterrichtssprache zu machen, können die Kinder der verschiedenen Volksgruppen in ihrer Sprache unterrichtet werden. Jedes Kind soll sich zu seiner ethnischen Zugehörigkeit bekennen. Andererseits gibt es Bestrebungen, die Identitätskrise durch Rückbesinnung auf den fast allen gemeinsamen Glauben zu lösen – auf den Islam. Sollte sich diese von Pakistan, Saudi Arabien und dem Iran massiv unterstützte Bestrebung als einzige Möglichkeit erweisen, eine nationale Identität zu finden, dürfte der Weg von Marx zu Mohammed nicht mehr weit sein.

Gordian Troeller
Kamera: Gordian Troeller
Ton: Karin Beißel, Brigitte Dahm-Bauchwitz
Schnitt: Rosemie Arnemann
Länge: 28 Minuten
Erstausstrahlung: RB 1993

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