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Die Revolution der Generale

Peru 1969

Ein Bericht von Gordian Troeller und Claude Deffarge

Konkurrenz für Fidel Castro: Zum erstenmal in Südamerika ist die Armee dem Aufstand der Besitzlosen zuvorgekommen. Perus Generale verordneten die Revolution, statt sie zu bekämpfen.

Ganz Amerika, blickt auf Peru – voll Angst, Hoffnung und Mißtrauen. Im Land der Inkas hat die Armee die Macht ergriffen, um Fidel Castro Konkurrenz zu machen. Die Generale enteigneten den nordamerikanischen Erdölkonzern IPC und den gesamten Grundbesitz. Aber die Militärs von Peru sind keine Sozialisten. Präsident, General Velasco Alvarado, der seine Tochter zur prunkvollsten Hochzeit des Jahres führte, läßt sich als Vater der Revolution feiern

… doch den Arbeitern der enteigneten Plantagen geht es nicht besser. Vor offiziellen Besuchern freilich begrüßen sie mit erhobenen Macheten die Landreform.

Die revolutionäre Linke schwört weiter auf Castro und auf den bewaffneten Aufstand nach kubanischem Vorbild. Überall im Land erscheinen an Häuserwänden Hammer und Sichel.

Der Erzbischof von Lima tippte auf Sieg. Er sagte zwei zu eins voraus und schloß die peruanische Nationalelf in sein Gebet ein. Die regierenden Generale versprachen den Spielern glänzende Orden, falls sie sich mit einem Unentschieden gegen Argentinien für die Fußballweltmeisterschaft in Mexiko qualifizieren würden. Die Militärs brauchten einen Anlaß zum Volksjubel, und sie bekamen ihn: Peru spielte unentschieden. Der Volksjubel wird mit der gleichen militärischen Präzision durchgeführt wie die unblutige Machtübernahme der Generale am 3. Oktober letzten Jahres. Eines der ersten Opfer sind wir selbst. Über Nacht ist unser Mietwagen mit den Farben Perus bemalt werden – rot – weiß – rot – und auf allen Scheiben steht in weißer Farbe „Arriba Peru.“ – Es lebe Peru. alle Autos sehen so aus. Eigentlich ein lustiger Anblick, wenn die malenden Propagandagruppen nur genügend Platz zum Sehen, gelassen hätten. Aber wer wagt es schon, die nationalen Farben abzukratzen, war doch gestern ein Mann verurteilt worden, weil der Zustand, der vor seinem Haus flatternden Fahne nicht der Würde des nationalen Symbols entsprach.
„Wir sind die Größten“, schallt es aus den Wolkenkratzern, an deren Glasfassaden plötzlich Lautsprecher wie Schwalbennester kleben. Es kann niemandem entgehen, wer für den Sieg verantwortlich ist: „Das wiedererstarkte Vaterland – „Das neue Bewßtsein“ – „Spieler, die endlich wissen, wofür sie spielen: für ein Land, das den Kopf stolz in die Höhe reckt und vor niemandem mehr Angst hat.“
Die Generale haben es geschafft. Zum erstenmal seit der Machtergreifung ernten sie massiven Beifall. Sie brauchen ihn, denn die Aufgaben, die sie erwarten, sind gewaltig.

Vor einem Jahr stürzte die Armee des gewählten Präsidenten, Fernando Bellaunde Terry und setzte Generalstabschef Juan Velasco Alvarado auf dessen Stuhl. Es sah zunächst wie eine der üblichen südamerikanischen Militärputsche aus. Aber dann benahmen sich die Generale höchst ungewöhnlich. Sie verkündeten eine „Revolution von oben“ und legten sich mit den USA an. Die Militärregierung, enteignete die nordamerikanische „International Petroleum Company.“ ( IPC), verjagte die kalifornischen Thunfischer vor ihren Küsten und dekretierte eine radikale Landreform. Peru sollte der erste Staat des Kontinents werden, in dem die Armee die Revolution selbst durchführte, statt sie zu bekämpfen.

Diese Wellenreiter sind keine Sportler. Es sind Fischer auf ihren „Strohpferdchen“ wie sie die Boote aus der Zeit der Inkas nennen. Oft sind sie tagelang unterwegs und schleppen ihren mageren Fang an Leinen hinter sich her. Noch vor einer Generation waren sie Bauern, bis sie von den Großgrundbesitzern vertrieben wurden. Jetzt hat ihnen die Regierung die Rückgabe ihres Bodens versprochen. Schon im Vorgriff auf ihr Recht bauen die Fischer in Kollektiv,arbeit im Hinterland, Bewässerungskanäle zu ihrem zukünftigen Besitz

Die Lage im Peru schreit tatsächlich nach radikalen Maßnahmen. In allen Nationen Lateinamerikas geht es darum, die ständig wachsende Verarmung aufzuhalten. Die Ausfuhr dieser Länder besteht hauptsächlich aus Rohstoffen, deren Preise ständig sinken, während die eingeführten Fertigpprodukte der Industrienationen immer teurer werden. Zum Beispiel: 1960 kostete ein Traktor 32 Sack Kaffee. Heute müssen 75 Sack dafür geliefert werden. Auch private Investitionen und Entwicklungshilfe können diesen Trend nicht aufhalten. Im Gegenteil: Sie pumpen die Entwicklungsländer leer. In den letzten vier Jahren haben ausländische Firmen in Peru zwar 58 Millionen Dollar investiert, dafür aber 347 Millionen an Gewinn und Zinsen ausgeführt. Sie besitzen 85 Prozent aller Minen, kontrollieren 80 % der verarbeitenden Industrie und nahe zu 100 % des Rohstoffhandels. Peru schuldet dem Ausland heute 847 Millionen Dollar. Hinzu kommen die krassen inneren Gegensätze zwischen arm und reich: 24.000 Reiche verdienen so viel wie der gesamte Rest der Bevölkerung.

Peru, ist die bedeutendste Fischereination der Erde. Der Fang – alljährlich über 8 Millionen Tonnen – wird zu Fischmehl verarbeitet und exportiert. Die Indios am Strand von Chimbote warten mit dem Pelikan auf den Abfall, den das Meer ans Land spült.

Der enteignete Chef sitzt weiter in seinem Büro

Das soll jetzt anders werden. Wenigstens haben General Velasco, Alvarado und seine Regierung dies versprochen. Die Wirklichkeit aber sieht weniger vielversprechend aus. Die spektakuläre Enteignung der amerikanischen Erdölgesellschaft IPC war vor allem eine demagogische Maßnahme, denn in Peru liegt der Schwerpunkt der amerikanischen Interessen nicht im Erdöl, sondern im Bergbaugeschäft. Und auf diesem Gebiet spricht niemand von Enteignung. Im Gegenteil, die Regierung garantiert ausdrücklich, daß auch zukünftige Investitionen unangetastet bleiben.
Die peruanische Landreform hingegen ist so radikal, daß selbst Fidel Castro sein Lob aussprach. Im Küstenland sollen alle Besitzungen von über 150 ha enteignet werden. Im Bergland liegt die erlaubte Grenze zwischen 15 und 55 ha. Um zu zeigen, daß sie es ernst meinen, enteigneten die Militärs sofort die größten und rentabelsten Zuckerrohrplantagen.
Die größte von ihnen ist „Casagrande“, die Plantage der deutschstämmigen Familie Gildemeister. Sie übertrifft an Ausdehnung Holland und ist der größte landwirtschaftliche Betrieb der Welt.
„Schweige, bete und arbeite“, steht in großen Buchstaben auf Lateinisch (tace, ora et labora) am Eingang der Zuckerraffinerie von Casagrande. Direkt unter der Uhr, dem Symbol der Pünktlichkeit.
Wir wundern uns ein wenig, daß die revolutionären Militärs dieses Motto feudalistischer Arbeitsmoral nicht beseitigt haben. Wir wundern uns noch mehr, als wir erfahren, daß Juan Gildemeister immer noch in seinem Büro sitzt und weiterhin die Plantage verwaltet, obwohl sein Besitz enteignet wurde. Zwar gibt es einen von der Regierung, eingesetzten Generalverwalter, aber der Herr läßt uns bestellen, daß er krank sei und uns nicht empfangen könne,

Gildemeister will es auch nicht, obwohl er gesund ist. Die Polizei von Casagrande erhält Anweisung, uns das Fotografieren zu verbieten. Ja, selbst die 30 deutschen Techniker und Ingenieure weichen uns aus. Die Gildemeisters scheinen alles noch fest in der Hand zu haben. „Er bleibt nur als einfaches Mitglied der Genossenschaft“, hatten uns die Verantwortlichen der Bodenreform in Lima gesagt. „Das ist eine romantische Geste.“
Hier, an Ort und Stelle scheint diese Geste eher nüchterne Überlegung zu entsprechen: „Solange ein Gildemeister hier ist“, gesteht uns ein Arbeiter, „hat sich für uns nichts geändert.“ Und ein ausländischer Ingenieur vertraut uns an: „Die Gildemeisters haben uns unser Gehalt für die Gesamtdauer unserer Verträge garantiert – aus eigener Tasche –, obwohl die Regierung das gleiche getan hat.
„Warum diese Großzügigkeit?“ will ich wissen.
„Na ja,“, meint der Herr etwas verlegen. „Das liegt doch auf der Hand. Falls die Bodenreform schief geht, wäre es doch schade, eine ruinierte Plantage zurück zu bekommen.“

Die Gegner der Armee warten auf den Tag der Revanche

So also sieht die Rechnung aus. Denn man weiß, daß die Regierung nicht geschlossen hinter General Velasco Alvarado steht. Nur ein Drittel der Minister folgen bedingungslos dem harten revolutionären Kurs. Während die restlichen gemäßigt oder sogar konservativ sind. Der Erziehungsminister hat sich nicht gescheut, den schulgeldfreien Unterricht abzuschaffen. Nur eine blutige Revolte von Schülern und Bauern zwang ihn dazu, seine Maßnahme rückgängig zu machen. Er rächte sich an den Studenten, indem er alles aufhob, was sie bisher erreicht hatten: Autonomie, Mitverwaltung, Versammlungsrecht. Reaktionärer geht es kaum.
General Velasco Alvarado und seine radikalen Kameraden stützen sich ausschließlich auf die Armee. Die Luftwaffe macht nur zögernd mit, während die aristokratisch ausgerichtete Marine sich betrogen fühlt und auf die Gelegenheit zur Revanche wartet.
Diese Widersprüche innerhalb der Regierung treten immer deutlicher zutage. Die enteigneten Großgrundbesitzern warten auf den Moment, an dem die prekäre Koalition der Militärs bricht, und sie bemühen sich, diesen Tag herbeizuführen.
Aber nicht nur die ehemaligen Großgrundbesitzer stellen sich gegen die Bodenreform. Selbst die Gewerkschaften der Zuckerrohrindustrie leisten passiven Widerstand. Ihre 20.000 Mitglieder wollen nicht so recht mitmachen. Und dabei sollen gerade die Arbeiter, in Genossenschaften organisiert, die neuen Besitzer der großen Ländereien und Fabriken werden. Aber die Arbeiter bestehen darauf, weiterhin in Gewerkschaften organisiert zu bleiben.
„Es wird immer jemanden geben, der befiehlt auch wenn wir offiziell die Besitzer sind“, erklärt uns Rodolfo Garcia, General Sekretär, der Zuckerrohrindustrie-Gewerkschaft. „Wir werden unsere Interessen auch in Zukunft verteidigen müssen, und das können wir nur als Gewerkschaft tun.“
Wir sitzen in seinem prachtvolle Büro in der ehemals amerikanische Plantage „Cartavo“, 600 km nördlich von Lima. Eben hat uns der Generalsekretär durch die Räumlichkeiten der Gewerkschaft geführt. Große Bibliotheken, Versammlungsräume mit Tonbandanlagen, Kino für 1000 Zuschauer, Schwimmbad, Fußballplatz, Druckerei. Jetzt zählt er auf, was die Gewerkschaft sonst noch der Plantagen-Gesellschaft abgetrotzt hat: ein Pfund Fleisch und ein Pfund Reis pro Tag für jeden Arbeiter. Dazu 3,4 Kilo Butter und fünf Kilo Zucker pro Monat. Freie Wohnung. Vier Wochen bezahlten Urlaub. Freie Pflege bei Krankheit. Volles Gehalt nach der Pensionierung und Recht auf Wohnung bis ans Lebensende.
„Deshalb braucht das Grundgehalt nicht höher als 50 Soles (5 Mark zu liegen“, meint er. „In Peru gibt es kaum Arbeiter, die so gut leben wie wir hier.“
„Wäre es nicht besser, ihr hättet ein anständiges Gehalt anstelle dieser Gaben in Naturalien? Das ist doch schlimmer Paternalismus.“

Wir verlangen von allen blinden Gehorsam

Er lächelt verschmitzt.: „Das Fleisch muß von bester Qualität sein. Und wenn es in Peru an Fleisch mangelte, dann mußte der Besitzer eben gutes Fleisch einführen. Sonst streikten wir. Aber wie wird das jetzt werden?“ fügte er nachdenklich hinzu. „Mit der Regierung? Wer streikt, gilt als Saboteur und kommt vors Kriegsgericht …“
Seine Sorge ist begreiflich. Mit der Privatfirma hatte die Gewerkschaft sich eingespielt. Es war ein Zwiegespräch zwischen unabhängigen Partnern. Die Regierung dagegen läßt nicht mit sich reden. Gegen sie kann man keinen Druck ausüben, ohne vor Gericht gestellt zu werden.
Unverblümt erklärt uns dann auch der neue Verwalter der enteigneten amerikanischen Zuckerrohrplantagen: „Wenn das Produktionsniveau trotz Landreform erhalten bleiben soll, dann habe ich die Pflicht und das Recht, von allen blinden Gehorsam zu verlangen. Von jetzt an hat der Staat seine Angestellten.“
Als wir die Arbeiter auf den Feldern fragten, was sie von der Bodenreform halten, meinten sie: „Es una pelea de blancos – das ist ein Streit zwischen Weißen.“ Womit sie ausdrücken, daß Indianer und arme Mischlinge wie immer ungefragt akzeptieren müssen, was die mächtigen Weißen in Lima unter sich aushandeln. Und dabei ist Peru, ein Land von Indianern. 55 Prozent der Einwohner sprechen heute noch die Indianersprache Ketschua. Sie hätten es lieber gesehen, wenn die Regierung zunächst den indianischen Kommunen ihre gestohlenen Ländereien zurückgegeben und die unrentabelen landwirtschaftlichen Kleinstbetriebe kollektiviert hätte. Stattdessen haben die Generale zunächst jene Besitzungen enteignet, die höchst rentabel sind und keiner Strukturänderung bedürfen.
Doch es ging der Armee vor allem um die politische Entmachtung der Großgrundbesitzer. Die Landoligarchie soll getroffen werden, damit die städtische Bourgeoisie ihren Einfluß verstärken kann. Das Los der Arbeiter und Bauern wird sich nicht ändern. Es ist auch bezeichnend, daß die Regierung jede Mobilisierung der Massen wie zum Beispiel die Bildung von Arbeiterräten und „Unterstützungskomitees“ ablehnt, ja sogar bekämpft.
Aus diesem Grunde macht die revolutionäre Linke nicht mit. Nur die Kommunisten Moskauer Linie unterstützen die Generale. Dagegen erklärt Ricardo Letts, Generalsekretär der guevaristischen „Vanguardia Revolucionaria“: Die Generale wollen eine Revolution machen, ohne daß die Leute auf die Straße gehen. Sie wollen etwas Unmögliches, und darum werden sie scheitern.“
Noch radikaler, denken die revolutionäre Studenten. Uns sagte ein angehender Priester: „Diese Revolution gegen die Oligarchie zugunsten des Mittelstandes und die Verschiebung der Macht vom Landbesitz zum industriellen Kapital läßt den Bauern und Arbeitern keine andere Wahl als den bewaffneten Aufstand.“
Das dürfte ihnen jedoch kaum gelingen. Hoch in den Bergen erleben wir, wie die revolutionäre Regierung mit demonstrierenden Arbeitern umgeht. 4000 Bergleute der amerikanischen Kupfermine „Corise“ sind über einen 5400 m hohen Paß geklettert, um auf Lima zu marschieren. Wir treffen sie in 4000 m Höhe, als sie schon eine Woche unterwegs sind. Indianer mit ihren Frauen und Kindern. Was wollen Sie? Eine Lohnerhöhung von 1,50 DM pro Tag. Aber 3000 Soldaten werden mit Autobussen herangeschleppt, die von der amerikanischen Mine gemietet wurden. Tränengas und Knüppel stoppen den Marsch der Arbeiter. Fünfhundert werden verhaftet.
„Hunderttausende werden auf die Straße gelockt, um den Fußball Sieg zu feiern.“, sagt uns ein Indianer. „Wenn aber ein paar Arbeiter Gerechtigkeit fordern, knüppelt man sie nieder. Jetzt wissen wir, mit wem wir es zu tun haben.“
Auch die Armen der „Barrìadas“ – jener miserablen Vorstädte, die wie giftige Pilze um Lima wuchern – haben die „Neue Ordnung“ zu spüren bekommen. Viele von ihnen lebten vom Verkauf billiger Waren, die sie in den Straßen anboten. Die Polizei hat sie vertrieben, um das Stadtbild zu verschönern. Dabei wurde zur Überraschung aller festgestellt, daß zweitausend heimliche Werkstätten und kleine Fabriken in den „Barrìadas“ funktionierten und diese Waren herstellten – vom Bonbon bis zum Büstenhalter.

Die Enkel der Inkas sind idie Ärmsten in Peru

Peru, spiegelt das Elend Latein Amerikas wieder: die Bevölkerung hat sich in 30 Jahren verdoppelt, und Hunger und Armut wachsen mit. Der Durchschnitts Peruaner muss mit knapp 100 DM im Monat auskommen. Nur die Erfindungsreichsten kommen durch. Wer geschickt genug ist, bastelt sich aus drei alten Autos ein Taxi zusammen. In Lima laufen rund 21.000 davon ohne Lizenz – wie dieser Packard, Modell 3,8.

In der großen Gesellschaft von Lima gibt es kaum einen Tropfen indianische Blutes. Blond überwiegt, und die Dunkelhaarigen berufen sich stolz auf ihre spanische Herkunft

Jährlich 75.000 neue Obdachlose in Lima

Mit Mut und Initiative hatten die Armen sich selber geholfen. Jetzt ist es aus, die Geschäftsleute von Lima haben es so gewollt. Aber Stellungen für die nun doppelt Arbeitslosen gibt es nicht – auch keine Unterstützung. Um weiterzuleben, bleibt ihnen nur das Verbrechen. Und jährlich kommen 75.000 Obdachlose hinzu, die in den Bergen keine Nahrung mehr finden.
„Kein Wunder, daß Washington keine Sanktionen ergriffen hat, als die amerikanische Erdölgesellschaft enteigne wurde“, erklärt uns ein Amerikaner, der zu den revolutionären Priestern Lateinamerikas gehört. „Den Vereinigten Staaten kommen die neuen Herren Perus wie gerufen. Die politische Stabilität in den amerikanischen Einflußzonen ist weit wichtiger als die Interessen einiger privater Kapitalisten. Es geht um die „Kontinentale Sicherheit“. Deshalb müssen dem Pentagon Militärs willkommen sein, die seit langem überfällige Reformen durchführen, den Mittelstand zur Macht führen, und den revolutionären Elan der Massen eindämmen. Das ist sicherer und billiger, als reaktionäre Regime am Leben zu erhalten, die das Volk doch nur zur Explosion treiben. Aus diesem Grunde hat das Pentagon sich gegen Sanktionen ausgesprochen, die Waffenlieferungen nach Peru wieder aufgenommen und bildet weiterhin peruanische Offiziere aus.“
Es sieht ganz so aus, als habe Washington endlich die Leute gefunden, die dem drohenden Volksaufstand in Südamerika zuvorkommen können. Es sind die uniformierten Technokraten der bürgerlichen Revolution.

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